Blutkrebs (Leukämie) umfasst alle Krebsarten, die das blutbildende System betreffen. Im Rahmen dieser Expertensprechstunde beantwortet unser Experte Fragen von Patienten zum Thema „Blutkrebs (Leukämie)“.
Leukämie bezeichnet alle Krebsarten, die das blutbildende System betreffen. Sie ist im Knochenmark lokalisiert. Dort findet die Blutbildung (Hämatopoese) des menschlichen Organismus statt, bei der alle Blutzellen aus sogenannten Mutterzellen, den Blutstammzellen, gebildet werden.
Bei einer Leukämie kommt es während der Ausbildung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) aus der Mutterzelle zu einer Entartung, in dessen Folge die Leukozyten funktionslos werden und sich unkontrolliert vermehren.
Bei einer Leukämie entsteht sehr oft eine stark erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen, woraus sich der Name (Leukämie = weißes Blut) ableiten lässt. Nicht immer ist dies für die Erkrankung charakteristisch, da es die Anzahl der weißen Blutkörperchen auch im Normal- oder Niedrigbereich liegen kann.
Leukämie gehört zu den selteneren Krebserkrankungen und betrifft ca. 2,7% Frauen und 3,1% Männer. Bei Kindern ist sie jedoch die häufigste Krebsart.
Pro Jahr erkranken knapp 14.000 Menschen in Deutschland an einer Leukämie, wobei davon 50% von der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL), 10% von der chronisch myeloische Leukämie (CML) und 40% von den akuten Formen der myeloischen und lymphatischen Leukämie (AML & ALL) betroffen sind.
Kinder und Jugendliche sowie jüngere Erwachsenen erkranken sehr häufig an der akuten lymphatischen Leukämie (ALL). Die akute und die chronisch myeloische Leukämie (AML und CML) treten besonders oft bei Erwachsenen im mittleren und hohen Lebensalter auf.
Bei Leukämie sind chronische und akute Verlaufsformen bekannt.
Grundsätzlich werden vier Arten der Leukämie unterschieden, die in Symptomatik, Heilungschancen und Therapie variieren:
Bei der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) handelt es sich streng genommen um ein malignes Lymphom, eine Krebserkrankung des Lymphsystems. Auf Grund ähnlichen Krankheitsverlaufes wird sie der Leukämie zugeordnet.
Neben den vier genannten Leukämiearten können Leukämie-Vorstufen, die myelodysplastischen Syndrome (MDS) auftreten. Diese Vorstufen sind selten, können aber in ihrem Verlauf in eine Leukämie übergehen.
Alle Formen lassen sich mittels Labordiagnostik in weitere Unterkategorien hinsichtlich Aggressivität, Heilungsaussichten und Behandlungsfähigkeit einteilen.
Über die Ursache für die Entstehung einer Leukämieerkrankung gibt es bislang keine fundierten, medizinischen Erkenntnisse. Möglicherweise spielen genetische Faktoren, die Belastung mit radioaktiver Strahlung, Röntgenstrahlen oder chemischen Substanzen (z.B. Pflanzenschutzmittel) eine Rolle. Ein regelmäßiger Tabakkonsum ist vermutlich ein weiteres Risiko für das Auftreten einer Leukämie. Bei der seltenen Humanen T-Zell-Leukämie können Viren eine Rolle für die Entstehung spielen.
Je nach Leukämieform und Zustand des Patienten können die Symptome bei einer Leukämie sehr unterschiedlich sein.
Sehr oft kommt es zu einer stark erhöhten Anzahl an weißen Blutkörperchen, wobei diese trotz Ausbruch der Erkrankung auch im Normal- oder Niedrigbereich liegen kann.
Erste Anzeichen einer Leukämie haben in der Regel einen sehr unspezifischen Charakter. Nicht immer sind die Symptome tatsächlich durch eine Leukämie bedingt, sondern können auch durch eine typische Allgemeinerkrankung, wie z.B. eine Grippe oder eine Erkältung hervorgerufen werden.
Mögliche Anzeichen einer Leukämie sind:
Bei einer akuten Leukämie treten meist sehr starke Symptome in Kombination mit hohem Fieber auf. Eine chronische Leukämie äußert sich dagegen eher schleichend durch schwache Beschwerden, die häufig in der Anfangsphase vom Patienten nicht oder nur kaum wahrgenommen werden.
Um festzustellen, ob bestehende Krankheitssymptome auf eine Leukämie zurückzuführen sind, werden verschiedene Untersuchungsschritte durchgeführt, dazu gehören:
Mittelpunkt der Leukämie-Behandlung bildet sowohl bei den akuten wie bei den chronischen Verlaufsformen die Chemotherapie. Diese hat zum Ziel, die Krebszellen vollständig zu zerstören oder - falls dies nicht möglich ist - auf ein Minimum zurück zu drängen. Je nach Leukämietyp, Alter und Patientenzustand werden abgestimmte Wirkstoffkombinationen verschiedener Zytostatika eingesetzt.
Bei einem akuten Verlauf erfolgt eine sofortige, sehr intensive Chemotherapie, bei der abwechselnd verschiedene Präparate eingesetzt werden. Die chemotherapeutische Behandlung einer chronischen Leukämie erfolgt weniger intensiv, muss jedoch regelmäßig als Dauertherapie wiederholt werden. Sie kann durch Bestrahlung, Antikörper- oder Molekülgabe ergänzt werden. Eine vollständige Ausheilung ist hier nur mittels Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation möglich.
Bei einer Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation, einer sogenannten Knochenmarkspende, werden von einem geeigneten Spender gesunde Blutstammzellen auf den Patienten übertragen.
Dieses Verfahren kommt bei folgenden Leukämieformen zum Einsatz:
Aus dem Beckenkammknochen des Spenders wird etwa 1 Liter Knochenmarkblut entnommen. Diese Menge enthält gesunde Blutstammzellen, aus denen der Patient neue gesunde Leukozyten bilden kann. Das Knochenmarkblut wird dem Empfänger anschließend wie eine Bluttransfusion verabreicht. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose. Ziel ist es die Neubildung gesunder Leukozyten aus den gespendeten Blutstammzellen.
Voraussetzung für die Transplantation ist eine erfolgreiche Zerstörung (Remission) der Krebszellen durch eine vorhergehende Chemotherapie
Die Heilungsrate bei einer Leukämieerkrankung hängt von verschiedenen Faktoren wie Leukämieform, Patientenalter, allgemeinem Gesundheitszustand und genetischen Eigenschaften ab.
Bei etwa 70-80% der Patienten kommt es nach Abschluss der Therapie zu einer vollständigen Remission (Zerstörung der Krebszellen). Die Erkrankung ist medizinisch ausgeheilt, wenn innerhalb der nächsten Jahre keine neue Leukämie auftritt. Auch nach Beendigung der Therapie muss das Blutbild regelmäßig kontrolliert werden, um einen Rückfall rechtzeitig zu erkennen.
Ca. 40% der Erkrankten gelten nach 5 Jahren als dauerhaft geheilt.
Die Heilungsrate bei kindlicher Leukämie liegt deutlich höher als die der erwachsenen Patienten. Patienten mit einer chronischen myeloischen Leukämie (CML), die nicht dauerhaft geheilt werden können, können heutzutage im dauerhaft chronischen Stadium eine nahezu normale Lebenserwartung haben.
Die Experten-Sprechstunde dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose und ersetzt eine Behandlung weder medizinisch noch rechtlich. Die Antworten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht die der Betreiber von www.pluspatient.de
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