Komplizierte Knochenbrüche werden durch den Einsatz von Metallplatten, Schrauben oder Drähten stabilisiert und fördern die Heilung. Da Metalle im Körper langfristig jedoch ein Gesundheitsrisiko darstellt, ist eine Metallentfernung notwendig. In einer Expertensprechstunde beantwortet unser Experte, der Chirurg Jürgen Gabriel, Facharzt für Chirurgie aus Güstrow, Fragen von Patienten zum Thema „Metallentfernung“.
Menschen, die einen komplizierten Knochenbruch erlitten haben, bekommen häufig Fremdmaterial zur Stabilisierung der Fraktur eingesetzt. Das Fremdmaterial - wie vor allem Platten, Schrauben, Drähte, Marknägel sowie innere und äußere Festhalter aus Metall - dient dazu, die Knochen beim Zusammenwachsen zu festigen. Quasi: „Es soll zusammenwachsen, was zusammen gehört.“
Das zur Stabilisierung eingesetzte Material wird in der Fachsprache als „Osteosynthesematerial“ bezeichnet. Die Metallimplantate verbleiben jedoch meist nicht im Körper, da das Metall langfristig gesundheitliche Risiken birgt, wie etwa eine erhöhte Neigung zu Knochenbrüchen oder Infektionen. Daher ist eine Metallentfernung zu einem Zeitpunkt notwendig, wenn sowohl die Knochen wieder entsprechend stabilisiert sind als auch der gesundheitliche Nutzen des Metalls die Risiken noch deutlich überwiegt.
Neben Knochenbrüchen wird die Metallentfernung auch nach so genannten Osteomien durchgeführt, das heißt nach der gezielten Durchtrennung von Knochen, um vorherige Fehlstellungen auszugleichen.
Grundsätzlich gilt: Je später eine Metallentfernung durchgeführt wird, desto schwieriger ist sie. Grob gesprochen heißt es hier: Schnell entfernen, aber nicht zu schnell. Je nach Schwierigkeitsgrad des Bruches kann die Dauer des Verbleibs von Metallplatten, Drähten oder Schrauben ganz unterschiedlich lang sein.
Bei Kindern und Jugendlichen mit wachsendem Skelett ist es gang und gäbe und absolut richtig, dass die Metallimplantate bereits wenige Wochen nach der Fraktur wieder entfernt werden. Bei Erwachsenen ist der Zeitpunkt der Entfernung des Metalls vor allem von der Art und Lokalisation des Fremdmaterials abhängig. Meistens wird das Metall nach zirka 12 bis 18 Monaten wieder herausgenommen.
Eine teilweise Metallentfernung am Sprunggelenk findet etwa sechs Wochen nach der Haupt-OP statt. Hierbei wird in manchen Fällen lediglich die einzelne Stellschraube entfernt, wobei die komplette Metallentfernung ungefähr nach einem Jahr beginnt. Bei Knie-OPs wird die Metallentfernung in der Regel cirka nach einem Jahr durchgeführt. Manchmal sollte sogar auf die Metallentfernung verzichtet werden - beispielsweise dann, wenn die Lage und Art des Materials besondere Risiken bei der Entfernung birgt.
In den meisten Fällen reicht zur Entfernung der Metalldrähte, -nägel, -platten und des weiteren Osteosynthesematerials ein kleiner Gewebeschnitt aus. Die Metallentfernung wird fast immer mit einem deutlich kleineren Eingriff durchgeführt, als dieser noch bei der Erst-OP notwendig war.
Wichtig ist bei der Metallentfernung und dies ist bei den modernen Verfahren auch ohne weiteres durchführbar, dass Ihr Gewebe geschont und eine Narbenbildung größtmöglich vermieden wird. Die Metallentfernung ist ambulant oder stationär möglich. Heutzutage ist eine stationäre Entfernung im Krankenhaus oft nicht nötig und der Eingriff kann auf schnellere sowie zeit- und nervenschonendere Art ambulant erfolgen.
Wenn die Metallentfernung vorgenommen wird, hat natürlich die Haupt-OP bereits stattgefunden, das heißt die Operation zur Gesundung des Knochens und der Weichteile liegt in der Regel schon eine Weile zurück. Daher ist der Eingriff zur Entfernung des Metalls relativ kurz und dauert bei einem ambulanten Eingriff meist nur zwischen 30-60 Minuten.
Die exakte Dauer ist abhängig von der Lokalisation des Bruches sowie der Art und Menge des eingesetzten Osteosynthesematerials, also der verwendeten Metallimplantate. Bei solchen ambulanten Operationen können Sie in der Regel schon nach kurzer Zeit wieder nach Hause, oft schon nach ein oder zwei Stunden.
Es ist eine bekannte, aber auch richtige „Weisheit“: Es gibt keine Operation (OP) oder körperlichen Eingriff ohne Risiko. Auch wenn dieses Risiko nicht besonders groß sein sollte. In dieser Weise können auch bei dem chirurgischen Eingriff der Metallentfernung Nebenwirkungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Zu den nicht erwünschten, aber dennoch möglichen Folgen gehören Nachblutungen, Entzündungen, Verletzungen von Gefäßen und Nerven sowie Wundheilstörungen.
Wie bereits gesagt, ist es bei der Metallentfernung und hinsichtlich der Vermeidung möglicher Folgeschäden wichtig, dass das Fremdmaterial zu einem optimalen Zeitpunkt entfernt wird - nämlich dann, wenn der Knochenbruch wieder weitgehend stabilisiert ist.
Insbesondere komplizierte Brüche können auch nach der Metallentfernung noch Schmerzen bereiten. In der Regel ist es dann notwendig, nach der Metallentfernung ein Rehabilitationsprogramm zu absolvieren, zum Beispiel mit gezielter Physiotherapie. Dies kann etwa dann erforderlich sein, wenn sich durch die erlittenen Verletzungen Fehlstellungen mit entsprechenden Schmerzen gebildet haben, wie etwa nach komplizierten Hüftfrakturen.
Nachbehandlungen wirken nach der Metallentfernung vor allem schmerzlindernd und stellen Funktionalität und Gesundheit her, auch wenn die Nachbehandlung häufig nicht in großem Ausmaß erforderlich ist.
Die Wahl der Betäubung ist je nach Knochenbruch und Bedürfnissen des Patienten ganz unterschiedlich. Der zentrale Berater und Entscheider für die richtige Anästhesie ist der Narkosearzt. Die Metallentfernung kann in örtlicher Betäubung durchgeführt werden oder auch in Vollnarkose. Die Wahl der Methode hängt speziell vom Risikofaktor und Patientenprofil sowie von Lage und Art des Knochenbruchs ab.
Nach der Metallentfernung und dem recht kurzen operativen Eingriff ist es wichtig, dass Sie noch so lange in der Klinik oder in der Praxis zur Beobachtung bleiben, bis Sie wieder fit sind für Ihren Heimweg. Am Tag der Metallentfernung sollten Sie nach der OP zudem kein Auto fahren. Dies ist nicht nur wegen einer verminderten Fahrtauglichkeit wichtig, sondern zudem aus rechtlichen Gründen. Sie sollten sich also von Freunden, Bekannten oder Verwandten von der OP abholen lassen oder ein Taxi nach Hause nehmen.
Nach einer Vollnarkose, ist es ratsam, dass Sie innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Metallentfernung nicht alleine zu Hause sind. Oft ist jedoch eine Vollnarkose nicht ratsam und eine ambulante Behandlung unter lokaler Betäubung völlig ausreichend. Nach der Operation erhalten Sie ein ausführliches Merkblatt mit Informationen zu einer Teilbelastungszeit und zu einer möglicherweise notwendigen Physiotherapie.
Falls Sie Schmerzen im Nachgang der OP haben sollten oder diese zu erwarten sind, so bekommen Sie stets Eisbeutel, die so genannten „Coolpacks“, sowie Schmerzmittel mit entsprechenden Dosierhinweisen und eine Telefonnummer, an die Sie sich bei Problemen wenden können.
Die Experten-Sprechstunde dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose und ersetzt eine Behandlung weder medizinisch noch rechtlich. Die Antworten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht die der Betreiber von www.pluspatient.de
Facharzt für Chirurgie Jürgen Gabriel
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