Urplötzlich pfeift und rauscht es im Ohr und im Kopf. Bei diesen Ohrgeräuschen spricht man medizinisch korrekt von einem Tinnitus. Die Töne sind äußerst hartnäckig und treten besonders im Ruhezustand hervor. Hals-Nasen-Ohrenarzt, MVZ Klinikum Magdeburg - MVZ am Klinikum Magdeburg, Hals-Nasen-Ohrenarzt aus Magdeburg (Neu Olvenstedt), beantworten zum Thema "Tinnitus" häufig gestellte Patientenfragen.
Nein, man unterscheidet zwischen akutem und chronischem Tinnitus. Der akute Tinnitus tritt ganz plötzlich auf und überfällt den Patienten mit hochunangenehmen Dauertönen ohne äußere Schallquellen.
Der chronische Tinnitus fängt ebenso an wie der akute Tinnitus, besteht aber über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten fort und ist dabei unterschiedlich stark ausgeprägt. Deshalb wird er auch in vier Schweregrade unterteilt. Die Grade 1 und 2 beschreiben eine abgeschwächte, weniger störende Version und werden als kompensierter Tinnitus bezeichnet. Die hiervon betroffenen Patienten können sich im Allgemeinen ganz gut damit arrangieren und gewöhnen sich daran.
Anders sieht es bei den Schweregraden 3 und 4 aus. Diese werden als dekompensierter Tinnitus bezeichnet, der durch seine Intensität einen nicht unerheblichen Leidensdruck auf den Patienten ausübt und nicht selten auch für Folgeerkrankungen verantwortlich ist.
Man verspürt einen Tinnitus vermeintlich plötzlich, aber tatsächlich ist das nicht wirklich richtig. Für die Entstehung eines Tinnitus sind immer Primärursachen verantwortlich. Das können Erkrankungen des Ohres, wie zum Beispiel eine Mittelohrentzündung oder andere Erkrankungen des Kopfes in Ohrnähe sein oder großer Lärm wie lautes Knallen.
Auch eine übertriebene Hygiene des Ohres, bei der mit wattierten Ohrenstäbchen zu viel Ohrenschmalz, das ja eigentlich eine Schutzfunktion ausübt, entfernt oder zu einem Pfropf zusammengeschoben wird, kann der Auslöser für einen Tinnitus sein.
Nun ist aber nicht jedes Ohrgeräusch gleich ein Tinnitus. Auch eine derbe Erkältung mit verstopfter Nase und entzündeten Nasennebenhöhlen erzeugen bisweilen Ohrgeräusche und vermindern das Hörvermögen. Diese Erscheinungen klingen dann von alleine wieder ab.
Die Wissenschaft ist sich auch nicht ganz einig darüber, ob die Entstehung eines Tinnitus seelisch bedingt sein kann. Der Verdacht liegt aber nahe, da Menschen, die unter andauerndem Stress und Hochdruck stehen, weit häufiger von einem Tinnitus betroffen sind, als andere. Es ist zumindest so, dass ein seelisches Ungleichgewicht die pathologischen Ursachen fördert.
Bei einem akuten Tinnitus ist darauf zu achten, dass die persönliche Situation mit den vorherrschenden Lebensumständen überdacht wird. Das bedeutet, dass man für einen gezielten Stressabbau sorgen sollte und das Gehirn dahingehend trainiert, den Geräuschen weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Das kann man üben, indem man versucht, die Gedanken umzulenken und gelassener zu werden.
Hilfreich ist auch das Anhören sanfter Musik, die die störenden Tonfrequenzen unterbricht und zur Entspannung beiträgt. Ebenso sollte darauf verzichtet werden, sich in völliger Stille aufzuhalten. Wurde der Tinnitus durch einen Pfropf ausgelöst, so muss dieser von einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde mit speziellen Instrumenten entfernt werden.
Handelt es sich um einen chronischen Tinnitus, so sind die zuvor beschriebenen Maßnahmen auch hier zu befolgen, jedoch gesellt sich in vielen Fällen noch eine psychosomatische Therapie hinzu. Menschen mit chronischem Tinnitus, besonders mit dem Schweregrad 3 und 4 leiden häufig unter seelischen Erkrankungen, die unbedingt von einem Fachmann begleitet werden müssen. Nicht selten nämlich entwickeln diese Patienten Schlaf- und Angststörungen. Dadurch wird ihre Lebensqualität erheblich herabgesetzt und es kommt zu Beeinträchtigungen in ihrem Alltag.
Als letztes Mittel der Wahl ist bei beiden Arten von Tinnitus die medikamentöse Therapie. Hierbei werden durchblutungsfördernde und antibiothischeTabletten oder auch Infusionen zur Eindämmung von Entzündungen verabreicht. Da dies immer ein Eingriff in den Körper darstellt, wird man, anders als noch vor einigen Jahren, versuchen, einen Tinnitus auf konservative Art und Weise in den Griff zu bekommen.
Sehr gute Erfolge bei einem chronischen Tinnitus lassen sich auch mit speziellen Hörgeräten, sogenannten „Rauschern“, erzielen, da sie die Höreindrücke umlenken können.
In den allermeisten Fällen ist das so, aber es gibt leider auch schwere Formen von Tinnitus. Da das Innenohr eine äußerst komplizierte Konstruktion von verschiedenen, kleinen Knöchelchen ist, die sich auch krankhaft verändern können, muss bei entsprechender Diagnose operiert werden. Andernfalls kann man Gefahr laufen, eine dauerhafte Hörschädigung zu bekommen.
Im Übrigen ist das Ohr auch für den Gleichgewichtssinn verantwortlich und erzeugt bei falscher oder unterlassener Behandlung von schwerem Tinnitus Schwindel, die nicht selten auch zu Stürzen führen. Man sollte also bei Verdacht auf Tinnitus unbedingt einen Facharzt aufsuchen und möglichst nicht länger als 24 Stunden abwarten. Nur er kann klären, welche Diagnose vorliegt und was zu unternehmen ist
Bei etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle von Tinnitus klingen die Beschwerden nach kurzer Zeit wieder ab. Bei allen anderen entwickelt sich ein chronischer Verlauf oder eine ernsthafte Erkrankung des Innenohres. Da Tinnitus heutzutage eine verbreitete Erkrankung geworden ist, haben sich viele Selbsthilfegruppen gebildet. Eine von diesen ist die Deutsche Tinnitus-Liga e.V. Dort können sich Patienten informieren und austauschen. Dies ersetzt allerdings in keinem Fall den Besuch beim Facharzt und kann nur behandlungsunterstützend sein.
Die Experten-Sprechstunde dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose und ersetzt eine Behandlung weder medizinisch noch rechtlich. Die Antworten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht die der Betreiber von www.pluspatient.de
Hals-Nasen-Ohrenarzt MVZ Klinikum Magdeburg - MVZ am Klinikum Magdeburg
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