Eine Störung des Knochenmarks
Blutkrebs (Leukämie) umfasst alle Krebsarten, die das blutbildende System betreffen. Die Krankheit gehört zu den selteneren Krebsarten und betrifft ca. 2,7% der Krebserkrankungen bei Frauen und 3,1% bei Männern.
Bei einer Leukämie kommt es sehr oft zu einer stark erhöhten Anzahl an weißen Blutkörperchen, woraus sich der Name (Leukämie = weißes Blut) ableiten lässt. Nicht immer ist dies für die Erkrankung charakteristisch, da die Anzahl der weißen Blutkörperchen zum Zeitpunkt der Diagnose auch im Normal- oder Niedrigbereich liegen kann.
Grundsätzlich ist eine Leukämie eine Störung des Knochenmarks. Dort findet die Blutbildung (Hämatopoese) des menschlichen Organismus statt, bei der alle Blutzellen aus sogenannten Mutterzellen, den Blutstammzellen, gebildet werden.
Die Blutstammzellen bilden im Knochenmark einen Vorrat und reifen, je nach Bedarf, zu weißen oder roten Blutkörperchen oder zu Blutplättchen heran. Kommt es bei dem Reifungsprozess der weißen Blutkörperchen, den Leukozyten, zu einer Störung, können diese entarten und sind funktionsunfähig. Die funktionslosen Leukozyten besitzen die Eigenschaft, sich überdurchschnittlich stark zu vermehren, so dass die anderen Blutzellen nicht mehr in ihrer erforderlichen Anzahl gebildet werden können. Die normale Blutbildung ist gestört. Es kommt zum Ausbruch der Leukämie.
Je nach Art der entarteten Leukozyten werden die myeloischen und die lymphatischen Leukämien unterschieden. Beide Formen können sowohl chronisch wie auch akut verlaufen, wobei sich das akute Krankheitsbild sehr häufig durch hohes Fieber mit starken Krankheitssymptomen auszeichnet und eine sofortige Behandlung erfordert.
Grundsätzlich werden vier Arten der Leukämie unterschieden:
Bei der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) handelt es sich streng genommen um ein malignes Lymphom, eine Krebserkrankung des Lymphsystems. Auf Grund des ähnlichen Krankheitsverlaufes wird CLL jedoch der Leukämie zugeordnet.
Neben den vier genannten Leukämiearten können zudem Leukämie-Vorstufen, die myelodysplastischen Syndrome (MDS) auftreten. Diese Vorstufen sind selten, können aber in ihrem Verlauf in eine Leukämie übergehen.
Je nach Leukämieart können verschiedene, unterschiedlich stark ausgeprägte Beschwerden auftreten, wobei der Erkrankung keine typische Symptomatik zugeordnet ist. Häufig treten die Symptome unvermittelt ohne erkennbare Ursache auf. Akute Krankheitsbilder zeichnen sich oftmals durch Fieber und sehr starke Krankheitssymptome aus. Die chronischen Leukämie-Formen beginnen dagegen eher schleichend mit schwachen Symptomen und werden anfangs vom Patienten kaum wahrgenommen.
Folgende Beschwerden können erste Anzeichen einer Leukämie-Erkrankung sein:
Grundsätzlich sind die genannten Symptome sehr unspezifisch und können auch harmlosen Ursprungs sein. Sie sind nicht zwangsläufig Vorboten einer Leukämieerkrankung.
Grundsätzlich gibt es keine Methoden, die als Früherkennungsuntersuchungen für Leukämie herangezogen werden können. Auf Grund der unspezifischen Symptomatik - insbesondere bei den chronischen Verlaufsformen - wird die Erkrankung meist zufällig entdeckt.
Besteht der Verdacht auf Blutkrebs, kann zunächst eine Blutuntersuchung Auskunft über die prozentuale Verteilung und das Aussehen der verschiedenen weißen Blutkörperchen (Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten) und damit Aufschluss über die Art der Erkrankung geben.
Neben der Blutanalyse ist eine Knochenmarksuntersuchung für eine eindeutige Diagnose und Bestimmung der Leukämieart erforderlich. Dabei wird mittels Punktion Knochenmarkgewebe aus dem Beckenkamm entnommen und auf Krebszellen untersucht. Die Untersuchung kann unter lokaler Betäubung erfolgen.
Bei Verdacht auf eine akute lymphatische Leukämie (ALL) kann zudem eine Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit notwendig sein. Besteht die Möglichkeit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL), kann eine Biopsie verdächtiger Lymphknoten Aufschluss über die Erkrankung geben. Betroffene Lymphknoten lassen sich mittels bildgebender Verfahren wie Ultraschall, Röntgenuntersuchung, Magnetresonanztomographie oder Computertomografie diagnostizieren.
Bei Bestätigung einer Leukämie ist es möglich, die einzelnen Erkrankungsformen mit Hilfe umfassender Labordiagnostiken in weitere Untertypen hinsichtlich Aggressivität, Heilungsaussichten und Behandlungsfähigkeit einzuteilen.
Die Ergebnisse der Blut- und Knochenmarksanalyse sowie die Bestimmung des Leukämietyps sind die Grundlage für die Wahl der folgenden Behandlungsschritte in der Leukämie-Therapie. Dabei wird individuell in Absprache mit den Betroffenen entschieden, welche Vorgehensweisen in Frage kommen. Zusätzlich ist es wichtig, die Krankenvorgeschichte sowie mögliche Risikofaktoren in die Behandlung mit einzubeziehen.
Basis aller Leukämiebehandlungen ist die Chemotherapie, bei der sogenannte Zytostatika in das Zellwachstum der Krebszellen eingreifen. Die Chemotherapie gehört zu den systemischen Krebstherapien und zielt auf die vollständige Zerstörung der Leukämiezellen ab. Ist dies nicht mehr möglich, gilt es die Zellanzahl der entarteten Blutkörperchen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Die eingesetzte Wirkstoffkombination ist dabei anhängig von der jeweiligen Leukämieform.
Die akute myeloische Leukämie (AML) sowie die akute lymphatische Leukämie (ALL) erfordern eine sofortige Behandlung mit sehr intensiver, chemotherapeutischer Behandlung, die in mehrere Phasen unterteilt wird. Bei den chronischen Leukämieformen wird die Chemotherapie um Bestrahlungen, zielgerichtete Antikörper- bzw. Molekulartherapie sowie Knochenmark- und Stammzelltransplantation ergänzt. Sie ist weniger intensiv, benötigt jedoch eine regelmäßige Dauertherapie. Eine vollständige Ausheilung ist hier nur mit einer erfolgreichen Knochenmarkspende möglich.
Die Prognose bei einer Leukämie hängt von verschiedenen Faktoren, wie Leukämieform, Patientenalter, dem allgemeinen Gesundheitszustand und den genetischen Eigenschaften ab. Heutzutage können ca. 70-80% der Patienten erfolgreich behandelt werden. Nach 5 Jahren leben im Schnitt etwa 40% der Betroffenen ohne Rückfall und gelten als dauerhaft geheilt.
Für Kinder sind die Heilungschancen nach einer Leukämie besser als für Erwachsene. Patienten mit einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) im dauerhaft chronischen Stadium können heutzutage trotz der schweren Erkrankung eine nahezu normale Lebenserwartung haben.
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