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Palliativmedizin
Mehr Lebensqualität in der verbleibenden Zeit

Die Palliativmedizin setzt an, wenn eine unheilbare Krankheit vorliegt, die mit einer verringerten Lebenserwartung verbunden ist. Das Ziel der palliativen Behandlung ist nicht mehr die Genesung, sondern die Erhöhung der Lebensqualität des Patienten in seinen letzten Lebensphasen. Der Fokus liegt darauf, unheilbar Erkrankten vermeidbares Leid zu ersparen und ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Bei der palliativen Behandlung geht es primär um die effektive Linderung von Schmerzen und anderen körperlichen Beschwerden, sowie die Bewältigung von sozialen, psychologischen und spirituellen Fragestellungen. Die interdisziplinär angelegte Palliativmedizin umfasst die vier grundlegenden Komponenten Symptomkontrolle, psychosoziale Kompetenz, Teamarbeit und Begleitung des Patienten und seiner Angehörigen.

Die moderne Palliativmedizin

Die Grundgedanken der Palliativmedizin sind bereits von antiken und mittelalterlichen Ärzten beschrieben worden. Als eine Begründerin der modernen Palliativmedizin gilt die 1918 geborene englische Krankenschwester und Ärztin Cicely Saunders, die 1967 ein Sterbehospiz in London gegründet hat. Ihr wird die Aussage „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“ zugesprochen, welche die Leitidee der modernen Palliativmedizin gut veranschaulicht.

Die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross hat den Sterbeprozess psychologisch ergründet. Die erste deutsche Krankenhausstation für Palliativmedizin entstand 1983 am Uniklinikum Köln. Die Palliativmedizin bejaht das Leben und akzeptiert demnach das Sterben als natürlichen und unumgänglichen Teil desselben. Sie will den Tod weder hinauszögern, noch beschleunigen, sondern erlaubt dem nicht mehr genesungsfähigen Patienten bis zu einem gewissen Grad, selbstständig über sein weiteres Schicksal zu bestimmen.

Körperliche und seelische Betreuung

Bei der modernen Palliativmedizin steht – im Gegensatz zur kurativen Medizin – nicht das technisch Mögliche im Vordergrund, sondern der Willen des Patienten. So erörtern die behandelnden Ärzte das Für und Wider einer Operation oder Behandlung mit lebensverlängernder Wirkung ausführlich mit ihrem Patienten, wenn diese mit weiterem Leid verbunden wäre. Beispielsweise, indem eine Chemotherapie die Lebenserwartung etwas erhöhen kann, die gewonnene Lebenszeit auf der anderen Seite aber viel zusätzliches Leid bedeutet.

Den psychologischen Aspekten einer „tödlichen“ Diagnose wird ebenso viel Bedeutung beigemessen, wie der Linderung körperlichen Leids. Mit ihrem unausweichlichen Tod möchten sich die meisten Menschen lieber überhaupt nicht beschäftigen – liegt aber beispielsweise eine Diagnose über eine unheilbare Krebserkrankung vor, bricht die Einsicht der Vergänglichkeit des eigenen Lebens dann mit aller Gewalt über den Patienten ein. Neben Ärzten, Pflegern und Physiotherapeuten sind daher Psychologen, Seelsorger und Sozialarbeiter an der palliativen Betreuung beteiligt.

Palliativmedizin kann Leben verlängern

Obwohl die Lebensverlängerung kein primäres Ziel der Palliativmedizin ist, kann die umfassende Betreuung des Patienten dazu führen, dass er deutlich länger lebt als erwartet. Ein wichtiger Einflussfaktor hierbei ist der Zeitpunkt, wann mit einer palliativen Betreuung begonnen wird. Eine frühe Behandlung zahlt sich meist aus, da sie dem Patienten sehr dabei helfen kann, seine psychologisch schwierige Situation zu bewältigen. In der Realität setzt die palliative Betreuung in der Regel aber erst relativ kurz vor dem Sterbeprozess ein.

Die Rolle der Angehörigen

Neben aller ärztlichen Betreuung spielen die Angehörigen und die weiteren sozialen Kontakte des Erkrankten natürlich eine grundlegende Rolle für dessen Lebensqualität in seiner verbleibenden Zeit auf der Erde. Wenn sterbende Patienten einen starken Redebedarf oder ein ausgeprägtes Bedürfnis nach menschlicher Nähe haben, kann es ihre Lebensqualität sehr erhöhen, wenn die Verwandten und Freunde oft Besuche abstatten.

Die speziellen Anforderungen der palliativen Betreuung verlangen jedoch unter Umständen eine kurze Schulung über den optimalen Umgang mit sterbenskranken Menschen. Grundsätzlich sollte stets das getan werden, was dem Patienten subjektiv angenehm ist und Erleichterung verschafft. Ein häufiger Irrtum ist beispielsweise, dass der sterbenskranke Patient sich darüber freut, wenn man ihm seine Leibgerichte kocht, was aber selbstverständlich nicht pauschal gilt.

Keine aktive Sterbehilfe

Palliativ betreute Patienten werden ermutigt, sich aus freien Stücken gegen lebensverlängernde Maßnahmen zu entscheiden, wenn sie die hiermit verbundenen Leiden nicht in Kauf nehmen möchten. Aktive Sterbehilfe ist jedoch kein Bestandteil der modernen Palliativmedizin in Deutschland.

Die Patientenverfügung

Wer lebensverlängernde Maßnahmen unter bestimmten Umständen, wie einem komatösen Zustand unbestimmbarer Dauer, der künstliche Ernährung verlangt, von vornherein ausschließen möchte, kann dies in der sogenannten Patientenverfügung detailliert regeln. Es werden Ansprechpartner aus dem nächsten Umfeld festgelegt, die darauf achten, dass der in der Patientenverfügung festgeschriebene Wille des Patienten respektiert wird. Zusätzlich können Vollmachten ausgestellt werden, beispielsweise für Geschäftsakte mit Banken und Rechtsanwälten.

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Zuletzt aktualisiert am: 21.07.2023

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Brigitte Schäfer über:

Palliativ-Medizin

Brigitte Schäfer
Brigitte Schäfer über:

Palliativ-Medizin

Die Diagnose, unheilbar erkrankt zu sein, ist für jeden Menschen ein tiefer Schock. Die Palliativ-Medizin, als medizinische Zusatzweiterbildung, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Menschen zu helfen, ihr Schicksal anzunehmen und zu ertragen. Die Allgemeinmedizinerin Brigitte Schäfer, Hausärztin aus Bad Wünnenberg, beantwortet in dieser Expertensprechstunde häufige Patientenfragen zu diesem Thema.

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